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Betroffenenbericht, Allgemein

Hallo
Ich wollte mich erkundigen, ab wann man mit einer Essstörung in Behandlung muss. Bei mir ist es so, dass ich so ziemlich alle Kriterien der restriktiven Anorexie erfüllen würde, allerdings bin ich nicht untergewichtig. Ich habe im Oktober mit einer Diät angefangen, was auch für meine Familie kein Problem war, da ich damals bei einer Grösse von 1.66 mit 81kg eindeutig übergewichtig war. Nun wird das Thema jedoch vor allem mit meiner Mitbewohnerin und meiner Grossmutter immer mehr zum Konfliktpunkt. Sie sind der Meinung, ich müsse in Therapie, ich denke jedoch, dass ich ja noch immer 59kg wiege und daher keine Gefahr besteht.

Würde ich bei einer Psychiatrie überhaupt ernstgenommen? Ich komme mir komisch vor, da nachzufragen, da ich doch eindeutig noch immer schwerer bin als ein Grossteil meiner Klasse und diese ja auch nicht krank sind.

Männliche Essstörung/Sohn:
Unser Sohn, 18, hatte letztes Jahr ein beängstigendes Tief. Sein Gewicht, bei 176 cm Grösse, sank auf 42 Kilogramm. Wir waren beim Hausarzt (medizinische Abklärung), dann bei einer Spezialistin, die aber vom Patienten "hintergangen" wurde. Wir verzichteten aber auf stationäre Behandlung, da sich der junge Mann auf seine neue Stelle so sehr freute. Es geht wieder aufwärts- Aber die Angst bleibt, das Hungergefühl ist nicht so da - und das Sättigungsgefühl bleibt auch aus!?! Was kann man da machen. Irgendetwas hat das mit Ceptin zu tun? Gibt es dafür ein Mittel aus der Apotheke? Müssen wir in Therapie? Zum Spezialisten? Oder kann der Hausarzt auch helfen? Wären alles sehr froh um Beantworten dieser Frage.

Antwort:

Eine Essstörung ist eine wirklich ernstzunehmende Krankheit. Die Frage, ob Sie an einer Essstörung leiden, kann ich Ihnen nicht beantworten, da ich keine Ferndiagnose stellen kann.

Dass Sie ziemlich alle Kriterien einer restriktiven Anorexie erfüllen, deutet jedoch auf eine Essstörung hin. Andere Hinweise sind u.a. sozialer Rückzug und oder das Vermeiden gemeinsamer Mahlzeiten, die Neigung zum Perfektionismus, ein geringes Selbstwertgefühl und grosse Abhängigkeit von der Bewertung durch andere. Auch Schwierigkeiten mit negativen Gefühlen umzugehen, kann ein Hinweis sein.

Um eine Entwicklung hin zu einer schweren Erkrankung zu verhindern, ist es wichtig die Krankheit früh zu erkennen. Die Heilungschancen einer Essstörung sind deutlich grösser, je früher sie erkannt und behandelt wird. Deshalb wäre es wichtig sobald als möglich, ein Abklärungsgespräch bei einer Psychologin oder einer Psychiaterin zu vereinbaren. Hilfe oder eine Behandlung kann jedoch nur dann wirksam sein, wenn Sie selbst es wollen. Für viele Menschen bedeutet es zudem eine grosse Überwindung, sich Hilfe zu holen, weil es beschämend ist oder wie Sie schreiben, man Angst hat, nicht ernst genommen zu werden. Psychiater und Psychologen kennen diese Thematik.

Überlegen Sie sich aber auch, ob Sie Angst davor haben, es den anderen recht machen zu müssen, damit Sie gemocht werden? In der Behandlung oder der Beratung geht es dann um die Erfahrung, dass man sehr wohl eigene Positionen vertreten darf. Und dass man so eher erst genommen und anerkannt wird, als wenn man sich nach anderen richtet. Es geht in der Therapie von Essstörungen neben der Veränderung des Essverhaltens auch darum, am Selbstwert, dem Umgang mit schwierigen Gefühlen und dem Umgang mit anderen Menschen zu arbeiten.
Am besten Sie stellen sich bei einem Psychiater oder Psychologen vor, um Gewissheit zu bekommen.

Auf der Hompage www.netzwerk-essstoerungen.ch gibt es wichtige Fachinformationen zu Essstörungen und unter der Rubrik „Adressen“ finden Sie Angaben zu Fachpersonen in Ihrer näheren Umgebung.


Schwester mit Essstörung
Hallo
Ich wende mich an Sie weil ich mir sehr grosse Sorgen um meine Schwester mache.
Sie leidet seit Jahren unter Bulemie und weiss dies auch....allerdings lässt sie trotzdem niemanden an sich ran und nur ganz selten öffnet sie sich mir und spricht mit mir darüber.

Vor einigen Monaten hat sie mich auch tatsächlich zu einer Ernährungsberatung begleitet, wollte dann aber leider nicht mehr hin.

Sie ist echt nur noch Haut und Knochen und hat auch schon schwere gesundheitliche Probleme bezüglich des Magen- Darmtraktes usw. Ohne Abführmittel kann sie schon gar nicht mehr aufs Klo, von der psychischen Verfassung ganz zu schweigen.
Wie kann ich ihr helfen? Kann ich ihr überhaupt helfen wenn sie es gar nicht will??
Vielen Dank für Ihre Antwort

Antwort:

Dass Sie sich um Ihre Schwester sorgen, kann ich sehr gut nachvollziehen. Es klingt als wären Sie sehr verzweifelt. Wichtig erscheint es mir aber zu betonen, dass nicht Sie alleine für sie verantwortlich sind. Dass Ihre Schwester professionelle Hilfe braucht, steht ausser Frage.

Ihrer Schwester sind wahrscheinlich die negativen Auswirkungen ihrer Bulimie nicht bewusst. Was Essstörungen allgemein von vielen anderen psychischen Erkrankungen unterscheidet, ist gerade, dass die Erkrankung von den Betroffenen selbst nicht nur als schädigend angesehen wird, sondern mit vielen positiven Aspekten verknüpft ist, die Betroffene nicht so leicht aufgeben wollen. Zum Beispiel gibt die Essstörung den Betroffenen ein vermeintlich besseres Selbstbewusstsein oder aber sie erhalten mehr Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme durch andere. Das Gesundwerden klingt deshalb, weil die Betroffenen sich verunsichernden Gefühlen und Entwicklungsaufgaben stellen müssen, zunächst nicht erstrebenswert. Längerfristig kann aber nur eine Behandlung Ihrer Schwester helfen. Auf Seiten Ihrer Schwester braucht es aber dafür Motivation, ohne die eine Besserung der wirklich ernstzunehmenden Essproblematik kaum eintritt, auch wenn es eine grosse Überwindung kostet, sich in eine Behandlung zu begeben.

Sie persönlich können ihrer Schwester damit helfen, dass sie eine mögliche Verherrlichung und Bagatellisierung der Krankheit nicht einfach so hinnehmen. Betonen Sie in Gesprächen vor allem auch die negativen Seiten der Bulimie. Diese wollen Essgestörte eben nicht wahrhaben und können sich auch nicht vorstellen, dass ihre Essstörung langfristig zu gravierenden körperlichen Folgen führen kann. Selbstinduziertes Erbrechen führt zu Elektrolytstörungen im Blut. Vor allem niedrige Kaliumwerte sind bedrohlich, da sie Herzrhythmusstörungen und langfristig Nierenschäden verursachen können. Das selbstinduzierte Erbrechen führt zudem zu Zahnschäden. Körperliche Folgen von Essanfällen sind Schwellung der Speicheldrüsen und Überdehnung des Magens.

Für viele Betroffene sehr belastend ist neben den körperlichen Folgeerscheinungen auch die zunehmende Schwierigkeit, Beziehungen aufrechtzuerhalten. Sie können Ihrer Schwester Zuwendung geben, denn haltgebende Beziehungen sind sehr wichtig.

Die Behandlung einer Essstörung ist ein sehr langwieriger und schwieriger Prozess, der viel Kraft für alle Beteiligten braucht.

Weitere Informationen und wichtige Kontaktadressen zu Kliniken und Beratungsstellen finden Sie auf der Hompage www.netzwerk-essstoerungen.ch die sie auch Ihrer Schwester weiterleiten können.


Ich bin mir nicht sicher, ob ich essgestört bin oder nicht. In den letzten 4 Monaten habe ich bewusst abnehmen wollen. Insgesamt purzelten die Pfunde bis ich 12 Kilo leichter wurde. Ich hungerte mir diese Kilos regelrecht ab. Irgendwann fing ich wieder an zu essen. Normal, denke ich. Dann wurde daraus wieder ein Fressen. Irgendwann ging ich nach Fressattacken absichtlich kotzen. Das hab ich 2x gemacht. Jetzt schwanke ich immer zwischen hungern, normal essen und fressen. 3 Mahlzeiten am Tag sind schrecklich für mich. Dass ist mir viel zu viel..vom Magen her geht es, aber ich kann diese 3 Mahlzeiten essen. Ausserdem hab ich Tagelang diese Depriphasen, dann wieder Tage an denen ich überglücklich bin. Am Glücklichsten bin ich, wenn ich weniger wiege als am vorigen Tag. Ausserdem wiege ich mich täglich. Bin ich essgestört?

Antwort:

Eine Essstörung ist eine sehr ernst zu nehmende Krankheit, vor allem dann, wenn sich das Vollbild der Störung erst einmal entwickelt hat. Was Sie beschreiben, kann sehr wohl auf eine Essstörung hindeuten. In Ihren Schilderungen wird deutlich, dass das Beschäftigtsein mit dem Essen überhandgenommen hat. Sie schildern beginnende Verhaltensweisen, wie das selbstinduzierte Erbrechen. Je mehr sich ein solches Verhalten verfestigt und automatisiert, desto schwieriger ist es, dieses wieder aufzugeben.

Eine Essstörung ist immer auch ein Hinweis oder Signal auf gravierende psychische Probleme, die es zu erkennen und zu behandeln gilt. Auch Sie beschreiben tagelange „Depriphasen“, was wahrscheinlich Ihre Leistungsfähigkeit und Ihre Beziehungen zu anderen Menschen beeinträchtigt. Dies wiederum kann noch mehr dazu beitragen, typische Verhaltensmuster einer Essstörung zu entwickeln. Es besteht demnach die grosse Gefahr, dass Sie in einen Teufelskreis geraten, in dem Sie ihr Verhalten aufrechterhalten und es chronisch wird.

Um eine Entwicklung hin zu einer schweren Erkrankung verhindert zu können, ist es wichtig die Krankheit früh zu erkennen, weshalb es dringend einer psychologischen und oder eine ärztlich Abklärung bedarf. Die Heilungschancen einer Essstörung sind umso grösser, je eher sie erkannt und behandelt wird. Eine Ferndiagnose ist nicht möglich.

Auf der Hompage www.netzwerk-essstoerungen.ch unter der Rubrik „Adressen“ finden Sie Angaben zu Fachpersonen in Ihrer näheren und weiteren Umgebung in der Schweiz.



 

 

 

 

 

 
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